Kein Anschluss unter dieser Nummer

Auch ich habe aufgegeben und wie der Hutladen und der China-Imbiss meines Vertrauens meine Provinzstadt nach 5 Jahren verlassen. Keine Stadtfeste mehr direkt vor der Tür mit Oldie- und Schlagermusik. Kein unfreiwilliges Gewecktwerden mehr von Polizeieinsätzen in der Fußgängerzone nachts um drei oder Kirmesorgelmessen sonntag früh direkt vor dem Fenster. Keine Lichtverschmutzung und endlose alkoholgestützte Diskussionen über Beziehungsprobleme völlig fremder Menschen, die direkt häuserschluchtverstärkt durch das angelehnte Fenster in mein Schlafzimmer gewabert werden.

Ruhe. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen. Das kann auch hart sein.

Da zuviel plötzliche Isolation in einem doch relativ ruhigen Viertel einer Großstadt vielleicht doch nicht gut sein kann, beschloss ich, mich möglichst schell wieder an das weltweite Netz und die Festnetzkommunikation anschließen zu lassen. Das war vor über zwei Monaten. Dieses Unterfangen scheint doch schwieriger zu sein, als zunächst angenommen. Ich dachte, man geht in einen Laden mit hipper Telekommunikationswerbung drauf, macht einen Vertrag und hätte spätestens eine Woche später einen Anschluss. Weit gefehlt.

Erst hatte der Laden zu – das war noch in meiner Provinzstadt. Ein schüchterner Aushang machte darauf aufmerksam, dass genau an diesem Tag das Geschäft bereits 18 Uhr schließen würde. Es war aber erst 17 Uhr und trotzdem schon verrammelt. Na gut, kann ja mal vorkommen, wenn Tante Heide 85. Geburtstag hat. Das zweite Mal hatte ich mehr Glück. Ein junger, etwas gelangweilter Mann zeigte sich überrascht, dass jemand hereinkam (hier hätte ich schon stutzig werden müssen) beriet mich und ich schloss einen Vertrag ab, ohne Mindestvertragslaufzeit (finde ich besser als die üblichen Fristen, wird aber auf der Website nicht offensiv angeboten). Man würde mir umgehend ein Bestätigungsschreiben schicken und mir einen Termin nennen, an dem jemand vorbeikäme. Nichts geschah. Niemand meldete sich.

Nach etwa drei Wochen rief ich an. Die Bestätigung sei als E-Mail verschickt worden, aber zurückgekommen, da meine E-Mailadresse nicht bekannt sei. Ach was. Diese war auch gar nicht erfasst worden. Meine Mobilnummer schon. Es hatte aber auch keiner angerufen um mal nachzufragen. Man erfasste nun telefonisch meine E-Mailadresse (ich buchstabierte sie fernmündlich sachgemäß laut und deutlich mehrfach „ida, otto…“) und man versicherte mir, man würde mir umgehend die Auftragsbestätiung schicken. Die Leitung sei zwar nach Aussagen der Telekom (warum habe ich sie nur verlassen?!) gesperrt aber man würde sich darum kümmern. Nichts geschah. Zwei Wochen später rief ich wieder an. Ob ich denn meine Kundennummer wüsste. Nein. Man gab sie mir erstmals bekannt. Das postalische Schreiben sei inzwischen unterwegs. Auch nannte man mir einen Termin, wann ein Installateur vorbeikommen soll. Jetzt bin ich gespannt. Denn das Schreiben ist immer noch nicht angekommen. Ich bezweilfe mittlerweile auch, dass es jemals kommen wird. Ob der Installateur zum angegebenen Termin kommt? Wird es Kurt Felix sein oder wer auch immer inzwischen „Verstehen Sie Spaß“ moderiert? Wir werden sehen.

Auf der Website der Firma ist übrigens keine postalische Kontaktadresse für Kundenbelange angegeben. Nur eine Telefonnummer und natürlich die E-Mailadresse. Denn das hat doch heutzutage jeder! Oder etwa nicht?!
Und wer nicht, kann ja mal eben abends in so ein internationales Internetcafe huschen. Aber die meisten Leute sind ja heutzutag eh mit ihrem Smartphone online. Wer braucht da noch Festnetz mit Internet?

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