Der Segen der Serien

Fernsehserien sind herrlich. Vorzugsweise alte Serien aus den 80er Jahren, wie „Ein Colt für alle Fälle“ oder „das A-Team“ – sie geben einem verzagten Leben Halt und Orientierung und das Gefühl, dass das Gute nach einer knappen Stunde immer die Oberhand gewinnt, so leicht und selbstverständlich.

Um 15:55 Uhr kommt Remington Steele auf dem „Vierten“, egal was passiert, egal wie ärgerlich der Büro-Alltag ist und ob es draußen stürmt oder schneit oder trübselig ist wie immer in Wuppertal (mittlerweile erkenne ich die Folgen innerhalb der ersten 5 Sekunden). Und wer samstags etwas zu früh einschaltet, bekommt noch den Schlussgag von Hart aber Herzlich mit, dem fortgeschrittenen amerikanischen Wohlstands-Traumehepaar der späten 80er. Sie sind immer für einen da: „Jonathan Hart, ein Selfmade Millionär. Der hat Nerven.“ „Und das ist seine Frau, Mrs. Hart, einfach toll.“ Und dann diese Titelmusik mit dem rot aufgehenden Herzen ohne Spezialeffekte, wie aus einem Bastelbogen ausgeschnitten. Ja, einfach toll: Sie preschen sorglos mit ihren Zweit- und Drittwagen über die Pisten, fliegen immer erste Klasse (wenn nicht mit der eigenen Maschine) und jagen High-Society-Kriminellen nach – und scheren sich nicht einen feuchten Kehricht darum, was der CO2-Ausstoß einer einzigen Folge für den Klimawandel bedeutet, wenn er damals schon bekannt gewesen wäre. Sie sind ignorant und man liebt sie dafür. Sie betrachten sich eitel im Spiegel und toasten sich charmante Bonmots und Sinnlosigkeiten zu, die dazu dienen, sich auch nach 20 Jahren ihrer leidenschaftlichen Beziehung zu versichern.

Aber dennoch: Man nimmt Anteil am Leben seiner parasozialen Freunde und ist echt mitgenommen, wenn der Hund mal Durchfall hat, während man sich sein zweites Bier aufmacht. Echt schwere, tiefgreifende Themen werden ausgepart. Die amerikanische Serie der späten 80er ist kanalisierte Verdrängung: des Alltags, der wirklich wichtigen Sachen, dass man mal die Oma wieder anrufen müsste oder den verschimmelten Müll entsorgen oder vielleicht mal das Bad putzen: Aber dafür sind wahrscheinlich die doofen Werbepausen da.